Interviews

gegeben vor der Filmpremiere

 

 

Oktober 2008

 

 

 

 

Die Presse

Dezember 208

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Echte Wiener: „Er war der erste Prolo im Fernsehen“

STADTMENSCHEN VON ANNA-MARIA WALLNER UND MIRJAM MARITS

Klaus Rott und Manuel Rubey spielen Karli und René Sackbauer und erzählen, warum ihr Vater-Sohn-Konflikt im neuen Film zu kurz kommt.

Die Presse: Wer soll denn das Mundl-Bier, das es ab Montag gibt, trinken?

Klaus Rott: Biertrinker, die ein bisschen eine Beziehung zur Serie haben, nehme ich an.
Manuel Rubey: Ich glaub', ich kauf's mir nicht.
Rott: Es gibt ja jetzt auch die Mundl-Wurst, einen Mundl-Wein. Mich tangiert das nicht – solange es keine Karli-Wurst gibt.
Rubey:
Als Schauspieler hat man auf solche Dinge überhaupt keinen Einfluss. Ich versuche aufzupassen, nicht in jedem zweiten Schaufenster zu hängen. Ich versuche, überhaupt nie Werbung zu machen.

Herr Rubey, Sie sind 1979, im letzten Produktionsjahr der Serie, geboren. Wie haben Sie sich dem Mundl-Mythos genähert?

Rubey: Der Mundl-Mythos war mir total bekannt, das war bei uns in der Klasse Kult. Ich bin natürlich zu jung, aber die Wiederholungen wurden ja immer wieder gespielt. Beim Dreh hätte ich mir generell mehr Vorbereitungszeit gewünscht. Wir sind aber sehr offen aufgenommen worden. 

Wie war's für Sie, Herr Rott, nach fast 30 Jahren wieder gemeinsam mit dem alten Team zu drehen?

Rott: Wir haben uns in der Zwischenzeit ja gesehen. Ich war überrascht, dass ich so einen feschen, g'scheiten Filmsohn habe (zeigt auf Rubey, lacht). Aber sicher, die Zeit war knapp.

Wie würden Sie die Beziehung Ihrer beiden Figuren zueinander beschreiben?

Rott: Das ist ein interessanter Vater-Sohn-Konflikt: Der Sohn fährt voll auf der bürgerlichen Schiene, und damit hat der Proletenvater Karli ein bisschen Probleme, etwa dass der Sohn dauernd im Anzug herumläuft. Das sind sicher interessante Konfliktstoffe, die leicht anklingen.

Rubey: Nur anklingen, ja. Für unsere Vater-Sohn-Geschichte blieb wenig Zeit. Ich finde, dass ein bisschen Pulver verschossen wurde. Die Serie hat sehr von dem Vater-Sohn-Konflikt gelebt. Der reduziert sich jetzt eigentlich auf Renés Überforderung mit dem jungen Buben, meinem Filmsohn Edi, und nicht auf diesen Konflikt zwischen Karli und René. 

Herr Rott, Sie haben sich ja nie richtig von der Figur des Karli Sackbauer distanziert, sogar ein Soloprogramm dazu gemacht.

Rott: Ja. Ich vermarkte den Karli, wie's ärger nicht geht. Das Problem beim Film war dann, dass ich im Soloprogramm die erste Geige gespielt hab, im Film aber in die dritte oder vierte Reihe komme. Aber ich habe den Film noch nicht gesehen. Hast du ihn schon gesehen?
Rubey: Ja. Damit ich weiß, worüber ich rede.
Rott: Ich kann vielleicht, wenn ich ihn gesehen hab, nicht mehr darüber reden. 

Wie fanden Sie den Film?

Rubey: Ich finde, die Serie war seinerzeit etwas radikal Mutiges, das erste Mal wurde das Arbeitermilieu gezeigt, das war wirklich eine kleine Revolution in der Fernsehlandschaft. Das musste man natürlich ins Heute holen. Es wäre sicher nicht damit getan gewesen, wie damals zwei Minuten bei schlechtem Licht auf einer Einstellung draufzubleiben und von den Schauspielern zu leben. Aber so ist es halt ein sehr, sehr konventioneller Film geworden, das finde ich bei dem Stoff schade.

Rott: Die Serie war damals ein historisches Ereignis: Der erste Prolo im Fernsehen, da hat es sonst ja nur „Dallas“ und diese Hexe, die „Bezaubernde Jeannie“, gegeben. Da war das ein Aufreger. 

Stichwort Prolo. Der Wiener Dialekt hat eine wichtige Rolle in der Serie gespielt. Ist dieses Urwienerische noch zeitgemäß?

Rott: Na ja, in den Redaktionsstuben der „Presse“ weniger (lacht). Aber ja. Man muss nur mit der U-Bahn fahren oder in die Sauna gehen, da hört man breiten Dialekt. Es gibt ihn schon. Es stimmt aber, meine Kinder sind nicht zweisprachig aufgewachsen (lacht).
Rubey: Der Dialekt ist auch deshalb im Verschwinden begriffen, weil man sich im Fernsehen auf einen eigenartigen Einheitsbreidialekt geeinigt hat, damit das möglichst auch noch in München verstanden wird.

Ist Klaus Rott für Sie ein warnendes Beispiel, sich zu stark mit einer Rolle zu identifizieren?

Rott: Meine Enkelkinder werden sagen, der Rubey, das ist der, der den Falco gespielt hat.
Rubey: Es gibt schlimmere Beispiele als den Klaus Rott. Wenn man TV-Geschichte schreibt und eine geniale Figur hat, dann ist das leichter. Ich würde das für mich gern vermeiden.
Rott:
Es ist nun mal das Medium Fernsehen. Du kannst vierzig Jahre am Theater an der Jugend arbeiten und dort 33 Stücke als Regisseur inszenieren. Dann wirst du einmal darauf angesprochen. Auf den Karli Sackbauer bin ich ständig angesprochen worden. 

Welche Figur hat sich am meisten entwickelt?

Rott: Sie sind geblieben, wie sie waren.
Rubey: Im Großen und Ganzen unterstützen sie die These, dass sich der Mensch nicht verändert.

Hätten Sie sich gewünscht, dass es noch einmal eine Mundl-Serie gibt?

Rubey: Das habe ich für mich immer ausgeschlossen. Daher müsste der René einen Autounfall oder sonst was haben.
Rott: Nein. Aber ich würde mir wünschen, dass die Serie öfter wiederholt wird, als sie Folgen hat (24, Anm.). 

Was wünschen Sie sich für den Film?

Rubey: Für mich ist die Arbeit mit dem letzten Arbeitstag abgeschlossen. Aber natürlich freue ich mich, wenn's funktioniert.
Rott: Ich hätte nichts dagegen, wenn's ein Erfolg wird. Wenn die Serie „Mundl 1“ war und der Film „Mundl 2“ wird, dann soll es ein Erfolg werden wie „Faust 2“. Zwischen Faust 1 und 2 sind auch 25 Jahre dazwischen. So lange hat der Goethe Faust-Pause gemacht.