»Das ist in der Hauptallee. Ich bin doch recht locker unterwegs? Die Wadelkrämpfe hab ich mir für die Schlusskilometer aufgehoben.«

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KOLUMNEN 2008

Keiner wird jünger, eh klar!

Aus ist aus. Ende ist Ende.

Im Tod sind alle gleich, oder?

Kaputt in der Aprikose

Verliebt, verlobt, geschieden

Wiedergeburt? Nein, danke!

Dauerlaufen out, Joggen in

Bier-Papa und Bio-Mama

Du narrischer Kastanienbaum

Träume sind Schäume

Bu bist Buddhist?

Nix Bim-Bim, sondern plem-plem

KOLUMNEN 2009

Links oder rechts, das ist die Frage

Am Ende des Tages

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Sein Glück ist ein Vogerl

Bewegliches und Jenseitiges

Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr

Lieber Franzi, ich bin hackenstad!

Gehen echte Wienerinnerin unter?

Keine Siege ohne Niederlagen

Lachen will gelernt sein

Asche zu Asche, Staub zu Staub

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen

KOLUMNEN 2010

Sein Schmäh is ned deppert

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Achtung: Info-Flut!

 

Dauerlaufen out. Joggen in.

ECHTE WIENER GEHEN NIE UNTER.

Karli Sackbauer alias Klaus Rott erzählt, wie seine Frau ihn zu sportlichen Höchstleistungen motivier-te, und dass er nach der Konsumpleite zum Protest-wähler wurde.

Seit Wochen will mir der René einreden, dass ich einen Bauch hab. Blödsinn! Was ich hab, das ist lediglich eine altersbedingte Bindegewebsschwäche. Gut, das stimmt schon, Sport mach ich jetzt weniger. Wie der René in die Hauptschule gegangen ist, da bin ich fleißig gejoggt. Beim Bundesheer haben wir noch von Dauerlaufen geredet, aber heute muss ja alles Englisch sein. In der Firma haben wir schon lange keine Besprechungen mehr, da gibt es nur mehr „Meetings“. Einen Schädel zerbricht sich heute auch keiner mehr, heute tun sie ja nur mehr „brainstormen“.

Damals hat das mit dem City-Marathon gerade angefangen. Ich hab mich zunächst an den Volkslauf gehalten, das waren die ersten 15 Kilometer vom Marathon. Wie ich der Irmi gesagt hab, dass ich da mitmach, hat sie mich gefragt, ob ich mich nicht genier, mit einer Nummer durch Wien zu rennen. Warum soll ich mich genieren? Ja, wenn du allein mit so einer Nummer herumrennst, schaut es teppert aus, aber wenn es viele sind, dann ist das ein „Event“.

City Marathon. Wir haben damals bei Kilometer sieben gewohnt. Die Irmi ist zuschauen gekommen, die Kinder nicht. Die haben sich lieber die „Biene Maja“ im Fernsehen gegeben. Wie ich dann mit meiner Medaille nach Hause gekommen bin, hat die Irmi darauf bestanden, dass wir gleich noch einen Spaziergang machen, „weil ja die Kinder heute noch keine Bewegung gemacht haben.“ Ich tummle mich, schnapp die Familie und wir fahren in den Prater. Da fällt mir ein, dass da ja noch die Marathonläufer unterwegs sind. Also, wir steigen aus, schauen zu. Mir sehr recht, denn nach meinem Volkslauf ist mir keine Bewegung mehr abgegangen. Nach einer Weile fragt mich die Irmi: „Du, Karli, warum rennst du nur so kurz?“ Sag ich: „Was heißt kurz, ich bin froh, dass ich es von Schönbrunn bis zum Rathaus daschnauf, in meinem Alter.“ Die Irmi schaut die Läufer an, schaut mich an, schaut die Läufer an, dann sagt sie: „Du, Karli, da ist jeder zweite älter als du.“ So ein Spruch motiviert. Da beschloss Karli Sackbauer, Marathonläufer zu werden. Und ich hab es geschafft. Meine Zeit: 4 Stunden und 7 Minuten. Schlecht?

Der Marathon ist dann immer mehr zum PR-Spektakel für Politiker verkommen. Der Mann aus dem Bärental war der erste, der sich den Marathonlauf unter den Nagel, man kann sagen, unter den Zehennagel gerissen hat. Ich hab dann aufgehört. Da wollte ich kein “Mitläufer“ sein. Nicht, dass ich politisch nicht offen wäre. Nach der Konsumpleite, da habe ich schon protestiert. Nicht auf der Straße, aber in der Wahlzelle, da hab ich ein Kreuzerl gemacht, das sich gewaschen g'habt hat.

 

 

 

 

 

 

VORmagazin Juli 08